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  • AutorenbildGerald Maier-Köck

Klimaangst verstehen und bewältigen - Ein Leitfaden


Klimaangst - Menschen protestieren gegen Folgen des Klimawandels
Image by Freepik

In einer Welt, die sich zunehmend mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinandersetzt und Auswirkungen auch für den Einzelnen durchaus konkret und sichtbar erlebbar werden, erleben immer mehr Menschen Gefühle der Sorge, Angst und Verzweiflung. Diese Emotionen werden oft als "Klimaangst" (englisch: "Climate Anxiety") bezeichnet und beginnt gerade ein zunehmend ernstzunehmendes psychisches Gesundheitsproblem zu werden. In diesem Artikel werden wir Klimaangst genauer definieren, ihre Entstehung beleuchten, die Symptome erläutern, die Probleme der Betroffenen beschreiben, diagnostische Zugänge diskutieren und erfolgversprechende Behandlungsansätze betrachten.



Definition von Klimaangst


Der Begriff "Klimaangst" bezeichnet:

das Gefühl von Sorge, Unruhe, Furcht oder gar Verzweiflung, die Menschen aufgrund der Klimakrise empfinden. Problematisch erlebt werden die befürchteten Auswirkungen des Klimawandels auf die Umwelt allgemein sowie konkret auf Lebensbedingungen und insbesondere auf die Gesundheit. Die Ängste umfassen die eigene Person und typischerweise auch Menschen aus dem engeren sozialen Umfeld.

Wir können Klimaangst grundsätzlich verstehen als eine normale Reaktion auf die wachsenden Bedrohungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Allerdings kann es sich zu einem ernstzunehmenden psychischen Gesundheitsproblem entwickeln, wenn die Intensität der Beschäftigung mit Sorgen und Ängsten zu Klimaauswirkungen überhand nimmt, wenn es chronifiziert und auf den Betroffenen insgesamt lähmend auf seine Handlungsfähigkeit wirkt.


Als positive Auswirkung kann Klimaangst Menschen auch in Bewegung versetzen und sie motivieren, umweltbewusste Entscheidungen zu treffen und Handlungen zu setzen, auf die Politik einzuwirken und damit persönlich einen Beitrag gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu setzen.



Entstehung von Klimaangst


Klimaangst entsteht aus der zunehmenden Wahrnehmung von Klimawandelauswirkungen wie Naturkatastrophen, steigende Temperaturen und Artensterben und den in Folge erwarteten Bedrohungen für das eigene Leben und gesundheit. Diese klimatischen Auswirkungen sind für viele Menschen durchaus bereits persönlich spürbar geworden und umfassen beispielsweise:

  • Anzahl der Hitzetage und Spitzentemperaturen

  • zunehmende Anzahl von Orkanen und ansteigende Sturmstärken

  • Niederschlagsveränderungen

  • Flutkatastrophen

  • Rückgang von Permafrost-Zonen und Gletschereis

  • Änderungen der Vegetation infolge zunehmender Wärme

  • und vielem mehr

Als weiterer Faktor kann die aktuelle Medienberichterstattung sowie die rasante Verbreitung von Nachrichten auf sozialen Medien für Ängste verstärkend wirken, besonders weil die Berichterstattung mittlerweile global erfolgt und dadurch auch entfernte katastrophale Szenarien und Schreckensnachrichten unmittelbar berühren und ein Gefühl der Betroffenheit auslösen können.



Welche Symptome sind bei Klimaangst typisch?


Symptome unterscheiden sich von Mensch zu Mensch und sind - wie bei den meisten psychischen Erkrankungen - immer spezifisch für die betroffene Person. Sie können zB. die folgenden Symptome zeigen:


Körperliche Symptome:

  • Schlafstörungen

  • Konzentrationsstörungen

  • Kopfschmerzen

  • Magenprobleme

  • erhöhte Herzfrequenz

  • erhöhte Anspannung


Emotionale Symptome:

  • Angst

  • Wut

  • Trauer

  • Niedergeschlagenheit

  • Verzweiflung

  • Schuldgefühle


Verhaltensmuster:

  • Zurückgezogenheit

  • Vermeidung von Gesprächen über den Klimawandel

  • zwanghaftes Grübeln und Nachdenken

  • Gefühl der Hilflosigkeit

  • Gefühl der Lähmung / Handlungsunfähigkeit


Insgesamt kann eine Klimaangst die Fähigkeit einer Person, ihre täglichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu erfüllen, aufgrund der oben genannten Symptome durchaus tiefgreifend beeinträchtigen. Betroffene sind darüberhinaus auch von sozialer Isolation bedroht, wenn sie befürchten, dass andere ihre Sorgen nicht verstehen oder teilen. Langfristig kann das Gefühl, dass die Klimakrise nicht mehr abwendbar ist, zu einem tiefgehenden Verlust von Hoffnung und Sinn führen.



Wie ist Klimaangst diagnostisch einzuordnen?


Klimaangst ist nicht offiziell als spezifische Diagnose in den heute eingesetzten psychiatrischen Diagnosehandbüchern wie dem DSM-5 oder ICD-11 aufgeführt, aber aufgrund der typischen Symptome kann sie durchaus als Teil von Angststörungen oder depressiven Störungen verstanden werden.


Eine konkrete Diagnose und Abschätzung der Schwere der Klimaangst sollte ausschließlich durch Fachleute auf Basis klinischer Interviews, Fragebögen und im persönlichen Patientenkontakt erfolgen. Bei der Diagnosestellung werden Dauer, Intensität und Auswirkungen der Angst auf das tägliche Leben der betroffenen Person berücksichtigt.



Welche Behandlungsansätze erscheinen geeignet?


Aus verhaltenstherapeutischer Perspektive sind Angst- und Depressions-reduzierende Behandlungsansätze geeignet. Darunter erscheinen insbesondere Techniken aus der Kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) und Achtsamkeitsbasierte Ansätze geeignet, leidenden Menschen zu helfen, ihre Ängste zu bewältigen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.


In besonders schweren Fällen ist jedoch auch eine psychiatrische Behandlung mit geeigneten Psychopharmaka in Erwägung zu ziehen - damit können besonders schwerwiegende Symptome rasch reduziert werden.



Auch abseits der therapeutisch-medizinischen Versorgung können Betroffene selbst aktiv werden. Die aktive Teilnahme an umweltfreundlichen Aktionen kann Menschen ein Gefühl der Handlungsfähigkeit und Sinn vermitteln. Auch ein Austausch von Erfahrungen und Gefühlen in Themengemeinschaften oder mit vertrauenswürdigen Freunden und Familienmitgliedern kann entlastend wirken.


Abschließend soll betont werden, dass Klimaangst ein komplexes Problem ist, das verschiedene Menschen auf unterschiedliche Weisen betrifft. Betroffene Personen wird dringend geraten, professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um geeignete Unterstützung und Bewältigungsstrategien zu erhalten.



Quellen:


  1. American Psychological Association (APA) - Climate Change and Mental Health

  2. Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) - Climate Change 2021: The Physical Science Basis

  3. National Institute of Mental Health (NIMH) - Anxiety Disorders

  4. United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) - Understanding Climate Change

  5. The Lancet - Mental health and our changing climate: Impacts, implications, and guidance


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