Skills-Training
Als Skills bezeichnen wir "alle kognitive, emotionale und handlungsbezogene Reaktionen definiert, die sowohl kurz- als auch langfristig zu einem Maximum an positiven und einem Minimum an negativen Ergebnissen führen" (Marsha Linehan).
Wegen der universellen Einsetzbarkeit werden Skills diagnoseunabhängig bei unterschiedlichen Indikationen und Interventionen im klinischen aber sehr wohl bestens auch im nicht-klinischen Setting (wie zB. in Schulen, im Arbeitsumfeld, in der Forensik) zur Behandlung, Prävention und Ressourcenaktivierung eingesetzt.
Besonders hilfreich ist das Skills-Training bei intensiven Anspannungszuständen, wie sie oft bei Borderline-Persönlichkeitsstrukturen (F60.31) vorliegen
Der Ursprung des Skills-Trainings
Die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) wurde in den späten 1980er Jahren von der amerikanischen Psychologin Marsha M. Linehan entwickelt. Ursprünglich wurde sie konzipiert als eine Behandlungsmethode für Personen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), und so bietet das Skills-Training als spezifisches Modul der DBT ein vielfältiges Set an Methoden und Fähigkeiten, die ganz besonders auf die speziellen Herausforderungen von Borderline-Betroffenen eingehen.
Im praktischen Einsatz wurde jedoch evident, dass Skills nicht nur ausschließlich im Kontext von Borderline-Störungen sondern auch erfolgreich bei diversen anderen Störungsbildern, psychischen Erkrankungen aber auch im normalen Alltag eingesetzt werden können. Konsequenterweise wurde das Skills-Training aus der DBT ausgegliedert und wird jetzt als eigenständige Methode vermittelt.
Die 5 Module des Skills-Trainings
Das Skills-Training besteht aus fünf Hauptmodulen:
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Achtsamkeit
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Stressregulation
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Emotions-Modulation
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Zwischenmenschliche Beziehungen
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Selbstwert
Achtsamkeit
Das Achtsamkeitsmodul des Skills-Trainings ist darauf ausgerichtet, den Teilnehmern beizubringen, wie sie im gegenwärtigen Moment präsent sein können. Es lehrt die Fähigkeit, Gedanken, Gefühle und körperliche Empfindungen zu bemerken und zu akzeptieren, ohne sie zu bewerten oder darauf zu reagieren - das "Was" (Beobachten, Beschreiben, Teilnehmen) und das "Wie" (Nicht-Urteilen, im Moment bleiben, Effektivität) der Achtsamkeit.
Dieses Modul kann verschiedene Übungen und Techniken beinhalten, darunter geführte Meditationen, Atemübungen und Achtsamkeitspraktiken im Alltag (wie achtsames Essen oder Gehen). Es kann auch das Konzept des "Nicht-Urteilens" einführen und Wege aufzeigen, wie man mit schwierigen Gefühlen oder Gedanken umgehen kann.
Das Ziel dieses Moduls ist es, den Teilnehmern zu helfen, ein Bewusstsein für ihre inneren Erfahrungen zu entwickeln und eine akzeptierende Haltung gegenüber dem gegenwärtigen Moment zu fördern. Dies kann dazu beitragen, Stress abzubauen, die emotionale Regulierung zu verbessern und ein größeres Gefühl von Frieden und Wohlbefinden zu fördern.
Stress-Regulation
Das Modul "Stress-Regulation" des Skills-Trainings ist darauf ausgerichtet, den Teilnehmern dabei zu helfen, effektive Strategien zur Bewältigung von Stress zu entwickeln und anzuwenden. Es beinhaltet ebenfalls eine Reihe von Übungen und Techniken, die dazu dienen, das Bewusstsein für Stressauslöser zu erhöhen, gesunde Bewältigungsmechanismen zu fördern und die Fähigkeit zur Entspannung und Erholung zu verbessern.
In diesem Modul lernen die Teilnehmer zunächst, Stresssymptome zu erkennen und Stressauslöser zu identifizieren. Sie werden dann durch verschiedene Techniken geführt, wie zum Beispiel Atemübungen, progressive Muskelentspannung, Meditation und Achtsamkeitsübungen. Diese Techniken zielen darauf ab, den Körper zu entspannen und den Geist zu beruhigen.
Insgesamt zielt das Modul "Stress-Regulation" darauf ab, den Teilnehmern die Fähigkeiten und Werkzeuge an die Hand zu geben, um effektiv mit Stress umzugehen und so ihre allgemeine Lebensqualität zu verbessern.
Emotions-Modulation
Das Emotions-Modulationsmodul des Skills-Trainings ist darauf ausgerichtet, den Teilnehmern zu helfen, ihre Gefühle besser zu verstehen und zu kontrollieren. Es lehrt Techniken zur Identifizierung und Benennung von Emotionen, zur Unterscheidung zwischen hilfreichen und schädlichen emotionalen Reaktionen und zur Entwicklung effektiver Strategien zur Bewältigung intensiver oder überwältigender Emotionen.
Dieses Modul kann verschiedene Techniken umfassen, darunter Achtsamkeitsübungen, Atemtechniken, kognitive Umstrukturierung (das Erkennen und Ändern negativer Denkmuster) und Expositionstherapie (sich bewusst Situationen aussetzen, die starke Emotionen hervorrufen, um besser damit umgehen zu können).
Die Teilnehmer lernen auch die Auswirkungen von Emotionen auf das Verhalten zu verstehen und wie sie ihre emotionalen Reaktionen so steuern können, dass sie ihre Ziele besser erreichen können. Dies kann helfen, emotionale Ausbrüche zu verhindern oder abzumildern und die allgemeine emotionale Gesundheit und das Wohlbefinden zu verbessern.
Zwischenmenschliche Beziehungen
Das Modul "Zwischenmenschliche Beziehungen" des Skills-Trainings zielt darauf ab, den Teilnehmern die notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln, um effektiv und erfolgreich mit anderen Menschen in ihrem persönlichen und beruflichen Leben zu interagieren. Es konzentriert sich auf verschiedene Aspekte der zwischenmenschlichen Kommunikation und Interaktion, einschließlich aktives Zuhören, Empathie zeigen, Konflikte lösen und Beziehungen aufbauen und pflegen.
In diesem Modul lernen die Teilnehmer auch, wie sie ihre eigenen Emotionen und die Emotionen anderer Menschen erkennen und verstehen können. Sie üben Strategien zur Bewältigung von Stress und zur Verbesserung ihrer emotionalen Intelligenz. Darüber hinaus lernen sie Techniken zur Verbesserung ihrer sozialen Kompetenz, wie zum Beispiel sich in Gruppen effektiv auszudrücken, Kritik konstruktiv anzunehmen und zu geben sowie respektvoll und effektiv mit unterschiedlichen Meinungen umzugehen.
Das Modul kann auch Themen wie Körpersprache, nonverbale Kommunikation, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl behandeln. Es kann sowohl theoretische Lerninhalte als auch praktische Übungen beinhalten, um den Teilnehmern dabei zu helfen, ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten zu verbessern.
Ziel ist es letztlich, den Teilnehmern dabei zu helfen, positive und gesunde Beziehungen in allen Bereichen ihres Lebens aufzubauen und aufrechtzuerhalten.
Selbstwert
In diesem Modul "Selbstwert" werden verschiedene Techniken und Strategien eingesetzt, um das Selbstwertgefühl zu verbessern. Dazu gehören unter anderem die Identifizierung und Herausforderung negativer Selbstbilder, die Förderung positiver Selbsterfahrungen, das Erlernen von Fähigkeiten zur Selbstakzeptanz und die Stärkung der Fähigkeit zur Selbstfürsorge. Zudem werden die Teilnehmer dazu ermutigt, ihre Stärken und Erfolge anzuerkennen und sich auf ihre persönlichen Werte zu besinnen. Neben praktischen Übungen beinhaltet dieses Modul auch theoretische Einheiten zum Verständnis der Konzepte von Selbstwert und Selbstachtung.
Das Ziel dieses Moduls ist es, dass die Teilnehmer am Ende des Trainings ein gesundes Maß an Selbstachtung entwickeln und aufrechterhalten können. Dies kann dazu beitragen, ihr allgemeines Wohlbefinden zu verbessern, ihre Beziehungen zu anderen Menschen positiv zu beeinflussen und sie in die Lage zu versetzen, ihre Ziele effektiver zu verfolgen.
Anwendung in der Psychotherapie
Das Skills-Training hat sich in der Behandlung von verschiedenen psychischen Störungen als sehr wirksam erwiesen, darunter Borderline-Persönlichkeitsstörung, Essstörungen, Posttraumatische Belastungsstörung und Depressionen. Es hat sich gezeigt, dass es dabei hilft, selbstschädigendes Verhalten zu reduzieren, die Emotionsregulation zu verbessern und die Lebensqualität zu erhöhen.
Setting für das Erlernen der Skills
Das Skills-Training wird typischerweise in einem Gruppensetting durchgeführt, kann bei Bedarf jedoch auch im Einzelsetting oder auch direkt in den Therapie-Einheiten begleitend vermittelt werden. Gruppentreffen finden in der Regel wöchentlich statt und dauern etwa zwei Einheiten (zu je 50min). Jede Sitzung beginnt zumeist mit einer Besprechung der Hausaufgaben aus der vorherigen Sitzung, gefolgt von neuen weiterführenden bzw. vertiefenden Inhalten und Fähigkeitstraining.